Uns wurde die Ehre zuteil mit einem Mitar­beit­er dort ganz exk­lu­siv ein Inter­view führen und es hier veröf­fentlichen zu dür­fen. Darüber haben wir uns sehr gefreut und teilen dieses gerne und ein wenig ver­legen, ob des darin enthal­te­nen Lobs.

Das Inter­view führten wir mit Her­rn Ruess, einem unser­er Ansprech­part­ner am KIT und lauscht­en ihm mit offe­nen Ohren, staunend aufgeris­se­nen Augen und abwech­sel­nd mit einem Lächeln auf den Lip­pen oder herun­tergeklappter Kinnlade vor Überraschung…Wir hof­fen, es geht Ihnen beim Lesen ähnlich…wobei das mit den Ohren eher nicht funk­tion­ieren wird…

Zu Beginn stellt sich Herr Ruess vor, um ihn ein biss­chen kennenzulernen, 

″Ich habe an der Uni­ver­sität Ulm meinen Bach­e­lor und am KIT meinen Mas­ter in Elek­tro- und Infor­ma­tion­stech­nik absolviert. Jet­zt bin seit 4 Jahren am Insti­tut für Hochleis­tungsim­puls- und Mikrow­ellen­tech­nik (IHM) als Dok­torand im Bere­ich Gyro­tron­sim­u­la­tion und Messtech­nik tätig. Jed­er unser­er Mitar­beit­er am IHM hat eine spezielle Exper­tise in einem Tätigkeits­feld für den er „ver­ant­wortlich“ ist. Mein Bere­ich ist die Messtech­nik für Gyro­tronkom­po­nen­ten und Fre­quenzmesssys­tem und so „wan­dern“ die Teile, die RM her­stellt über meinen Messtisch. Einige dieser Kom­po­nen­ten gehen nach der Ver­mes­sung nach Frankre­ich zu Thales, mit dem wir auch schon viele Jahre zusam­men arbeiten.″

KIT beste­ht aus 3 Buch­staben. Deshalb sind wir nun auf die Beschrei­bung des KIT in 3 Sätzen gespannt.

Der erste Satz kam ohne langes Über­legen: ″Eine nahezu ein­ma­lige Gele­gen­heit ist hier die Zusam­me­nar­beit von Groß­forschung und Uni­ver­sitäts­bere­ich. So kön­nen bei­de Bere­iche mit ihren Schw­er­punk­ten und ihrem Wis­sen verschmelzen.

Der zweite Satz lautete fol­gen­der­maßen: Das KIT ist der größte Arbeit­ge­ber in Karl­sruhe. (Hier sind 9300 Mitar­beit­er, 25000 Stu­den­ten und 367 Professoren)

Und schließlich der 3. Satz: Das KIT ist eine von elf „Exzel­len­zu­ni­ver­sitäten“ in Deutsch­land. Unser Konzept „Die Forschung­suni­ver­sität in der Helmholtz-Gemein­schaft | Liv­ing the Change“, mit dem wir uns in der Exzel­len­zs­trate­gie des Bun­des und der Län­der 2019 durchge­set­zt haben. (der Titel „Exzel­len­zu­ni­ver­sität“ geht ein­her mit zusät­zlichen staatlichen Fördergeldern in Mil­lio­nen­höhe.. Bun­des­forschungsmin­is­terin Anja Kar­liczek (CDU) sagte, die Exzel­len­zu­ni­ver­sitäten seien her­aus­ra­gende Botschafter der Wis­senschaft in Deutsch­land und der Welt und macht­en uni­ver­sitäre Spitzen­forschung inter­na­tion­al sicht­bar­er.)″Die erfragten Schw­er­punk­te offen­barten die Vielfältigkeit und Viel­seit­igkeit dieses Insti­tutes und machen uns gle­ich klar, warum unter anderen diese Uni­ver­sität eine Exzel­len­zu­ni­ver­sität ist und für die näch­sten 5 Jahre auch bleiben wird. Ein Schw­er­punkt des IHMs ist der Bere­ich Energie, mit dem Teil­bere­ich Fusion, für welchen RM Hoch­präzi­sion­skom­po­nen­ten produziert. 

Weit­ere Schw­er­punk­te am KIT sind Mobil­ität, Infor­ma­tion, Umwelt und Klima.

Im Bere­ich Energie und Fusion, um den es in der Zusam­me­nar­beit geht, entste­ht der Kon­takt mit Liefer­an­ten oft­mals auf fol­gen­dem Weg und bleibt dann hof­fentlich, wenn sie erfol­gre­ich ver­läuft auch über län­gere Zeit beste­hen. Schließlich geht es meist um beson­dere Anforderun­gen und Vorgaben.

″Unsere Kol­le­gen erar­beit­en neue und inno­v­a­tive Lösungsan­sätze, welche mit­tels Sim­u­la­tio­nen gestützt wer­den. Um diese Ideen umzuset­zen und in Mes­sun­gen zu ver­i­fizieren, erstellen unsere tech­nis­chen Zeich­n­er dafür Zeich­nun­gen mit Tol­er­anzen und Vor­gaben. Dann geht man auf ″Lieferantenschau″.…befragt Google, den zen­tralen Einkauf oder Kol­le­gen und sucht nach Fir­men mit passen­dem Port­fo­lio. Find­et man einen passenden Pro­duzen­ten, wird eine Anfrage gestellt. Daraus ergibt sich meist ein Gespräch über die Mach­barkeit und die Fähigkeit zur Umset­zung. Es wer­den Tol­er­anzen angepasst oder sog­ar die Geome­trie verän­dert. Diese Verän­derung wer­den dann mit­tels Sim­u­la­tio­nen über­prüft. Wenn trotz Änderun­gen die Per­for­mance der Kom­po­nen­ten weit­er­hin gut ist, kann ein Auf­trag vergeben wer­den. Kommt man allerd­ings nicht zu einem gemein­samen Nen­ner, muss weit­erge­sucht wer­den. Inzwis­chen haben wir einen Stamm an Liefer­an­ten, die den ver­schiede­nen Ansprüchen gerecht wer­den und die dann auch gezielt ange­fragt werden.″

Die Beant­wor­tung der näch­sten Frage hat uns ver­legen, aber vor allem auch sehr stolz gemacht und wir haben lange über­legt, ob die Antwort tat­säch­lich veröf­fentlicht wer­den sollte…und haben uns dann dazu entschlossen, es zu tun.

″Für die Zusam­me­nar­beit mit RM ist kennze­ich­nend: die Zuver­läs­sigkeit, die Qual­ität der Teile entspricht immer dem, was wir haben möchte. Teile von RM sind von gle­ich­bleibend hoher Qual­ität und ständig repro­duzier­bar, obwohl es sich um hochge­naue und ‑präzise Teile han­delt. Es sind heik­le Kom­po­nen­ten, die RM fer­tigt und liefert und stets ist Ver­lass darauf, dass diese kor­rekt und genau gefer­tigt sind. Herr Müh­leisen ist so hin­ter­her, dass es funktioniert. 

Die fach­liche Kom­pe­tenz von Her­rn Müh­leisen ist faszinierend und immer wieder kön­nen gemein­same Lösun­gen für die ver­schiede­nen Bere­iche gefun­den wer­den, weil er weiß, worum es geht.

Die Teile, die die Rein­hold Müh­leisen GmbH für das KIT pro­duziert wer­den in Gyro­trons einge­set­zt. Stellt sich für den Nicht­fach­mann unter uns gle­ich die Frage: was ist denn ein Gyrotron?

Herr Ruess hat dies sehr anschaulich in einem Bild erklärt: 

Fast jed­er hat eine Haushaltsmikrow­elle zuhause ste­hen, deren 1 kW Aus­gangsleis­tung nach 1–2 Minuten es geschafft hat, ein Stück Piz­za zu erwär­men. Ein Gyro­tron hat eine um 2000 Mal stärkere Aus­gangsleis­tung (2 MW) wie die Mikrow­elle zuhause in der Küche. Anstatt ein­er Piz­za, wird in der Kern­fu­sion ein Gemisch aus Deu­teri­um und Tri­tium erhitzt. Um den nöti­gen Aggre­gatzu­s­tand Plas­ma zu erre­ichen und somit die Fusion stat­tfind­en kann, wer­den Tem­per­a­turen von ca. 120 Mio Grad Cel­sius benötigt. Eine gute Hei­zleis­tung mit­tels Gyro­trons ist hier wichtig. Die Hei­zleis­tung wird mit­tels ein­er Vaku­um­röhre (Gyro­tron) erzeugt, die ca. 2,5 m hoch und mit Kupfer aus­gek­lei­det ist und mit einem sta­bilen Vaku­um verse­hen ist. Aus Gle­ich­strom wird Hochfre­quen­zs­trahlung (HF) erzeugt. Die im Gyro­tron erzeugte HF würde im Freiraum eine schlechte Eigen­schaft haben: sie würde in alle Rich­tun­gen abstrahlen. Wir benöti­gen allerd­ings einen HF-Strahl, der gerichtet sein muss. Der Launch­er (eine Art Antenne) und Kupfer­spiegel, welche von RM pro­duziert wer­den, wer­den benutzt um einen fokussierten Strahl zu erzeu­gen und auch die HF-Leis­tung aus dem Gyortron auszukop­peln. Der Strahl wird mit­tels Launch­er und Spiegel­sys­tem auf ca. 4 cm fokussiert. Mit dem erzeugten Strahl kön­nen lange Streck­en mit nur gerin­gen Ver­lus­ten über­wun­den wer­den. In einem Fusion­sreak­tor wird über ein unterirdis­ches Tun­nel­sys­tem der HF-Strahl vom Gyro­tron zum Reak­tor, dem Tokamak/Stellarator, geleit­et und wird hier eingeschleust. In Greif­swald zum Beispiel ste­hen 10 Gyro­trons, um die notwendi­ge Leis­tung zu bekommen. 

″Unsere″ Teile, die Launch­er und die Spiegel wer­den dazu benutzt, um die Strahlen zu fokussieren und sind im Gyro­tron unter Hochvaku­umbe­din­gun­gen ver­baut. Der let­zte Launch­er, der Ende Mai aus­geliefert wor­den ist, muss ca. 500 Watt pro Quadratzen­time­ter aushal­ten, wenn er im Ein­satz ist. Sofort nach der Liefer­ung hat Herr Ruess diesen ver­messen. Nach der Ver­mes­sung wird er gle­ich anschließend ver­baut. Einige sehr inter­es­sante Bilder davon kön­nen Sie in der Bilder­ga­lerie sehen und sich selb­st ein ″Bild″ davon machen.

Etwas zum Staunen: Wür­den die Launch­er bei der Benutzung ungekühlt einge­set­zt, wären sie nach 500 Mil­lisekun­den deformiert und damit nicht mehr gebrauchs­fähig. Durch die ständi­ge Küh­lung ist eine Benutzung im Dauer­strich, also rund um die Uhr möglich. 

Nach all diesen Erk­lärun­gen ist es defin­i­tiv klar, warum die Teile ein­wand­frei funk­tion­ieren müssen und man sich darauf auch ver­lassen kön­nen muss, wenn mit solchen Energien und Leis­tun­gen arbeitet.

Würde man einen solch fokussierten Strahl auf eine Mauer richt­en, würde alle Feuchtigkeit aus ihr entwe­ichen und man kön­nte am Ende den übrig gebliebe­nen Staub zusam­men kehren…mehr bleibt nicht übrig…was damit alles möglich sein kön­nte, bleibt der Phan­tasie eines jeden überlassen.

Beim Führen des Inter­views wurde uns wieder bewusst und anschaulich vor Augen gemalt, wo unsere Teile einge­set­zt wer­den und was sie aushal­ten müssen. Das ist ein großer Ans­porn auch in Zukun­ft die Qual­ität zu liefern, die notwendig ist, damit es so funk­tion­iert, wie es soll und die Leis­tung gebracht wer­den kann, die hineingesteckt wor­den ist.

Wir danken Her­rn Ruess sehr her­zlich für seine Zeit, die tollen und so infor­ma­tiv­en Antworten, für den Artikel über Gyro­trons und seinen Ein­satz für unsere Homepage!

″Danke″ sagen wir auch Her­rn Pro­fes­sor Jelon­nek für die Erlaub­nis, all diese Infos, den Artikel und Bilder auf unser­er Home­page veröf­fentlichen zu dürfen.

Wir von RM bedanken uns für die vie­len Jahre wun­der­bar­er Zusam­me­nar­beit und freuen uns auf viele weit­ere Aufträge, Gespräche und Aus­tausch mit dem KIT — dem Karl­sruher Insti­tut für Technologie.

Quelle:

Das Logo ist von https://www.sle.kit.edu/wirueberuns/sekretariat_servicezentrum_SLE.php

Die Piz­za von https://pixabay.com/