Einige Zeit im Jahr Pause von der Arbeit machen: was für uns ganz nor­mal und auch selb­stver­ständlich ist, war für Men­schen vor 200 Jahren noch undenkbar.

Bis Mitte des 19. Jahrhun­derts kon­nten sich große Teile der Bevölkerung keine Auszeit leis­ten. Die Mit­tel der Arbeit­er waren begren­zt, einen Urlaub­sanspruch gab es nicht. Trotz­dem kon­nte sich die Idee von Ferien nach und nach durch­set­zen. Und Bay­ern war schon damals ein beliebtes Reiseziel: Reiche Münch­n­er genossen die schön­sten Tage des Jahres in ihren selb­st erbaut­en Som­mervillen am Starn­berg­er See, weniger Wohlhabende reis­ten auch aus ent­fer­n­teren Regio­nen auf die Alm nach Aschau oder an den Staffelsee nach Mur­nau. Später kamen andere Ziele hinzu.

Urlaub wurde mehr und mehr zum Sta­tussym­bol, er wurde zum Gespräch­s­the­ma, man kon­nte mit ihm angeben. In bürg­er­lichen Schicht­en gehörte es bere­its vor gut 150 Jahren zum Lebens­stan­dard, jeden Som­mer aufs Land zu fahren.

Das hieß aber noch lange nicht, dass gle­ich jed­er daran teil­haben kon­nte. Urlaub machen und erst recht das Reisen war bis Anfang des 20. Jahrhun­derts denen vor­be­hal­ten, die Zeit und Geld dafür übrig hat­ten. Reiche Adelige über­som­merten tra­di­tionell auf ihren Landgütern oder auch mal in einem Kur­bad — der Gesel­ligkeit und der Gesund­heit wegen. Kau­fleuten war es sowieso möglich, dann und wann freizu­machen — soweit es ihre Geschäfte eben zuließen. Schulen, Uni­ver­sitäten und Gerichte blieben schon Ende des 19. Jahrhun­derts den Som­mer über geschlossen.

Urlaub wurde mehr und mehr zum Sta­tussym­bol, er wurde zum Gespräch­s­the­ma, man kon­nte mit ihm angeben. In bürg­er­lichen Schicht­en gehörte es bere­its vor gut 150 Jahren zum Lebens­stan­dard, jeden Som­mer aufs Land zu fahren.

Um die Ferien aus­dehnen zu kön­nen, hielt man sich meist in Heimat­nähe auf, in Orten mit Eisen­bah­nan­schluss. So kon­nten die Män­ner in die Stadt zurück­kehren, um ihrem Beruf nachzuge­hen, und am Woch­enende schnell wieder zur Fam­i­lie fahren. Die blieb oft wochen- oder sog­ar monate­lang im Grünen.

Ein­fache Fab­rikar­beit­er kon­nten von diesem Wan­del im gesellschaftlichen Leben zunächst nicht prof­i­tieren. Sie schufteten Mitte des 19. Jahrhun­derts an sechs Tagen die Woche 16 Stun­den lang und lit­ten unter dem Dreck und Lärm der Großstadt.

Brauereiar­beit­er set­zen 1903 ersten Urlaub­sanspruch durch. Damals set­zten Brauereiar­beit­er als erste Arbeit­er­gruppe per Tar­ifver­trag einen bezahlten Urlaub­sanspruch durch. Sie erhiel­ten drei Tage im Jahr. Manche Arbeit­ge­ber gewährten ihren Arbeit­ern frei­willig zwis­chen drei und sechs Tage Urlaub — dann aber meist unbezahlt.